Wie der Bayern-Präsident im Gespräch mit dieser Zeitung am Mittwoch betonte, habe die vorzeitige Bekanntgabe des Rücktritts und der Verzicht auf das Amt des Sportdirektors nichts daran geändert. Hoeneß sagte wörtlich zu den Zeitungen der FUNKE Mediengruppe: „Für Philipp Lahm bleibt die Tür bei uns offen. Ich kann mir vorstellen, dass er eines Tages beim FC Bayern arbeitet. Die Überraschung mit der Bekanntgabe ist für mich eine Marginalie. Da verändert sich nichts. Philipp Lahm hat unseren größten Respekt verdient.“
Als ihn der ARD-Moderator Alexander Bommes am Dienstagabend live im Fernsehen auf den Rücktritt von Philipp Lahm ansprach, wirkte Hoeneß noch überrumpelt und vermied haarscharf das Dementi der vielleicht wichtigsten Personalie des Jahres beim Rekordmeister. Natürlich wusste er, dass der Bayern-Kapitän und Weltmeister von 2014 zum Saisonende aufhört und nicht Sportdirektor wird. „Ich wollte aber die Regeln des Miteinanders einhalten und in aller Ruhe besprechen, wie wir an die Öffentlichkeit gehen“, sagte Hoeneß heute am Mittwoch in einem Gespräch mit dieser Zeitung. „Wir hatten kein Interesse, das so früh bekanntzugeben.“
Von Lahms Rücktritt wusste Hoeneß schon seit Freitag. Mit der Bekanntgabe aber wollten die Bayern warten. „Am Freitag hat Philipp Lahm Karl-Heinz Rummenigge abgesagt. Aber es ist nicht üblich, mit diesen Dingen vor wichtigen Spielen an die Öffentlichkeit zu gehen. Samstag hatten wir das Schalke-Spiel. Montag war die Aufsichtsratssitzung. Und Dienstag war das nächste Spiel. Also wollten wir das ab Mittwoch bereden, wie wir verfahren.“ Da aber kam ihm Sport-Bild zuvor und veröffentlichte die Personalie in einer Vorabmeldung, dass Lahm nicht Sportdirektor wird.
Enttäuscht ist Uli Hoeneß deswegen nicht von Lahm. „Nur überrascht“, wie er sagt. „Wir sahen ja keine Eile. Die Aufgabe als Sportdirektor hätte ja so oder so erst am 1. Januar 2018 begonnen. Er hatte von Karl-Heinz Rummenigge ein Arbeitspapier, wie die Aufgabe beschrieben ist. Es gab insgesamt vier Sitzungen.“ Schon im November hatte der Aufsichtsrat darüber, wie Hoeneß sagt, „kontrovers diskutiert“. Die eindeutige Meinung: das Vorstandsamt wäre zu früh gekommen.
Hoeneß zu dieser Zeitung: „Bei uns im Aufsichtsrat sitzen Dax-Vorstände. Für die kommt nicht infrage, dass jemand ohne Berufserfahrung im Vorstand anfängt. Auch Christian Nerlinger war Sportdirektor und nicht Vorstand. Bei Matthias Sammer war das anders. Er war vorher beim DFB.“ Ohnehin sei „der Titel nicht wichtig“. Hoeneß: „Wichtig ist, dass die Arbeit getan wird.“